Arten von Hörminderungen

Hörminderung ist nicht gleich Hörminderung

Lässt unser Hörvermögen nach, kann das verschiedene Ursachen haben. Diese können im Außenohr (selten), im Mittelohr, im Innenohr, im Hörnerv oder auch im Gehirn liegen. Hörminderungen können sich schlagartig von einem Augenblick auf den anderen einstellen. Meist jedoch entwickeln sie sich schleichend und über einen längeren Zeitraum, sodass sie der Betroffene anfangs gar nicht bemerkt.

Man unterscheidet auch zwischen Hörminderungen, bei denen der Schall nicht weitergeleitet wird, und solchen, bei denen die Empfindung des Schalls gestört ist. Es gibt reparable Hörminderungen. Für die meisten Hörschäden gilt jedoch leider, dass sie irreparabel sind. Technische Hörhilfen können diese Schäden ausgleichen, heilen können sie diese aber nicht.

Altersbegleitende Hörminderungen

Mit zunehmendem Alter nimmt unsere Hörfähigkeit tendenziell ab. Der Begriff der „Altersschwerhörigkeit“ ist jedoch irreführend, da unsere Hörfähigkeit im Alter durch zahlreiche schädigende Einflüsse, denen wir im Laufe unseres Lebens ausgesetzt sind, aber auch durch die genetischen Eigenschaften, die wir ererbt haben, bestimmt wird. Das bedeutet: Im Alter hören wir nicht automatisch schlechter, weil wir die Risiken, denen wir uns aussetzen, beeinflussen können. Auf einen wesentlichen Faktor, die genetisch bestimmte Anfälligkeit oder Robustheit unseres Gehörs, haben wir jedoch keinen Einfluss. Menschen mit einer altersbegleitenden Hörminderung sind daher keinesfalls immer „alt“.

Die winzigen Haarsinneszellen in unserer Hörschnecke verlieren im Laufe der Jahre, abhängig vom Ausmaß der Belastung, ihre Beweglichkeit. Sie nutzen sich ab – ungefähr wie eine häufig benutzte Zahnbürste. Die Folge ist, dass leise und hohe Töne immer weniger zuverlässig wahrgenommen werden. Gesprochene Worte erscheinen undeutlich, die normale Lautstärke des Fernsehers reicht nicht mehr aus. Andererseits wird man auch empfindlicher gegenüber hoher Lautstärke oder störenden Hintergrundgeräuschen.

Hörminderung durch Lärm

Immer öfter zieht der gedankenlose Umgang mit dem eigenen Hörsinn Hörschädigungen nach sich. Zu laute Musik bei Disco und Konzert oder ein leichtfertiger Umgang mit MP3-Playern tragen dazu bei, dass vor allem junge Menschen Schwierigkeiten beim Hören und Verstehen haben. Das fällt allerdings nicht sofort auf, da der junge Mensch nicht gehörte Sprachanteile noch gut aus dem Satzzusammenhang ausgleichen kann. Diese Fähigkeit lässt ab der Lebensmitte nach. Lärm ist mit die häufigste Ursache für eine Minderung der Schallempfindung. Wie stark Lärm ein Gehör schädigt, hängt von der Intensität eines Schalls ab. Maßgeblich ist außerdem die Zeit, in der der Lärm auf das Gehör einwirkt. Schon eine dauerhafte Lautstärke von 85 Dezibel – also z. B. der Schallpegel einer belebten Straße – kann unser Gehör gravierend schädigen. Extreme Pegel – z. B. ein in der Nähe startendes Düsenflugzeug, ein am Ohr gezündeter Silvesterböller oder Knalltraumata durch Schießsport – können solche Schäden bereits hervorrufen, wenn sie einmalig auf unser Gehör einwirken.

Hörminderungen durch Krankheiten

Ferner können Krankheiten und andere Störungen Auslöser für ein gemindertes Hörvermögen sein. Sie haben zur Folge, dass der Schall nicht mehr durch das äußere bzw. das Mittelohr übertragen wird oder dass die Weiterverarbeitung des Schalls im Innenohr, im Hörnerv bzw. in den Nervenbahnen nicht mehr funktioniert.

Jeder Hörverlust ist individuell – wie ein Fingerabdruck

Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch hört anders, und keine Hörminderung ist absolut identisch mit einer anderen. Jede Hörminderung ist ungefähr so individuell wie ein Fingerabdruck. Um sie optimal auszugleichen, muss das Hörgerät exakt auf die bestehenden Schwierigkeiten eingestellt sein.

Hörminderungen sind keine Ausnahme, sondern stark verbreitet

Dass Menschen mit einem geminderten Hörvermögen durchs Leben gehen, kommt viel häufiger vor, als viele vermuten. Experten gehen davon aus, dass von fünf Bundesbürgern einer mehr oder weniger starke Hörschwierigkeiten hat. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Menschen mit Hörminderung. Und wir werden heute immer älter. Zudem steigt die Zahl junger Menschen mit Hörminderung seit einigen Jahren merklich an. Hörminderungen sind also keine Ausnahme – sondern sehr häufig.

Geminderte Schallwahrnehmung – nicht heilbar, aber kompensierbar

Sind wir nicht mehr in der Lage, den eingehenden Schall wahrzunehmen, ist das in aller Regel irreparabel. Weder Medikamente noch Operationen können bewirken, dass unser Hörvermögen wieder so wird, wie es einmal war. Möglich ist jedoch, die Hörminderung durch moderne Hörgeräte auszugleichen. Bei gehörlos geborenen Kindern sowie bei extrem hörgeschädigten oder ertaubten Erwachsenen gibt es zudem die Möglichkeit eines Innenohr-Implantates (CI: Cochlea-Implantat). Letzteres empfiehlt sich bei zirka drei Prozent aller Menschen mit Hörminderung.

Nicht behandelte Hörminderungen – die Belastungen steigen

Liegt eine Hörminderung vor und wird diese nicht frühzeitig behandelt, kann das erhebliche Belastungen in Beruf und Familie nach sich ziehen. Gespräche werden dann zu einer wahren Kraftanstrengung. Ein Abend im Restaurant, eine hitzige Diskussion oder ein Familienfest stellen sich zunehmend als nahezu unlösbare kommunikative Herausforderungen dar. Einige Menschen vermeiden schwierige Situationen und geraten dadurch in eine soziale Isolation. Mehr oder weniger bewusst entwickeln die Betroffenen Strategien, um dennoch zu verstehen. Sie beachten Mimik, Gestik und Körpersprache ihrer Gesprächspartner. Sie versuchen, sich das Nicht-Verstandene aus dem Kontext zu erschließen und ihrem Gegenüber Verständnis zu signalisieren. Doch solche Strategien verlangen dem Gehirn Höchstleistungen ab. Und sie bleiben nicht folgenlos. – Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Erschöpfung und Niedergeschlagenheit können ihren Ursprung durchaus auch in einem geminderten Hörvermögen haben. Mit der Zeit kann unser Gehirn das Hören und das Verstehen von Sprache sogar regelrecht verlernen. Neuere Studien belegen, dass mit der Hörfähigkeit auch die geistige Leistung nachlassen kann. Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt deutlich bei Schwerhörigkeit gegenüber gut hörenden Menschen der gleichen Altersgruppe.

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